25/06/2023

2. Mai 1933: Dokumentation zu den Duisburger Mai-Morden

2023 jährt sich die Zerschlagung der deutschen Arbeiterbewegung durch die Nationalsozialisten zum 90. Mal

Nachdem die Nationalsozialisten 1933 die Macht ergriffen hatten, begannen sie umgehend mit dem Umbau des Staates. Systematisch bereiteten sie Massenmord und Angriffskrieg vor. Erst warfen sie die Kommunisten und Sozialdemokraten in die Gefängnisse und die ersten KZs, dann beseitigten sie mit der so genannten Notverordnung zum Schutz von Volk und Staat sowie dem Ermächtigungsgesetz die demokratische Staatsordnung der Weimarer Republik. Das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums markiert die erste Etappe der organisierten Judenverfolgung. Mit der Zerschlagung der freien Gewerkschaften am 2. Mai 1933 zerstörten die Nazis eines der letzten Bollwerke, das ihrer absoluten Machtergreifung noch hätte im Weg stehen können. Wenn wir in diesem Jahr in Duisburg an die Zerschlagung der freien Gewerkschaftsbewegung durch das nationalsozialistische Regime erinnern, erinnern wir (uns) vor allem an unsere vier von den Nazi-Schergen ermordeten Gewerkschafter Julius Birck, Michael Rodenstock, Johann Schlösser und Emil Rentmeister, die anlässlich der „Gleichschaltung der Gewerkschaften“ der durch die Nazis in den Gewerkschaftshäusern der Ruhrorter Straße 11 brutal gefoltert und erschlagen wurden.

Der 90. Jahrestag der Zerschlagung der Gewerkschaften verpflichtet uns in besonderer Weise an die schrecklichen Ereignisse zu erinnern und zu mahnen. Hierzu gibt die IG Metall Geschäftsstelle Duisburg-Dinslaken eine neue Auflage der Dokumentation von 1983 heraus:

Die „Gleichschaltung“ der Gewerkschaften

Die Ereignisse um den 2. Mai 1933 in Duisburg

Berichte und Dokumente - Herausgegeben von der IG Metall, Verwaltungsstelle Duisburg zum

50. Jahrestag der Besetzung der Gewerkschaftshäuser und der Ermordung

von 4 Gewerkschaftern durch die Nationalsozialisten in Duisburg

 

Die Idee hierzu entstand anlässlich eines Besuches von Heltraut Schefels-Feldgen, einer Enkelin von Franz Ring, im Jahre 2019 in unserer Geschäftsstelle. Franz Ring war von 1919 bis zum 2. Mai 1933 Erster Bevollmächtigter des Deutschen Metallarbeiterverbandes in Duisburg und entkam nur knapp den Totschlägern am Morgen des 2. Mai in Duisburg, war aber, wie seine gesamte Familie, und wie alle andere Gewerkschafter und Gewerkschafterinnen während der gesamten Zeit des Faschismus von Verfolgung und Drangsalierungen bedroht.

Neben einem neuen Vorwort der IG Metall-Geschäftsstelle hat auch unserer Kollegin Heltraut Schefels-Feldgen ein Vorwort mit persönlichen Erinnerungen an die schreckliche Zeit aber auch in Erinnerung an ihren Großvater beigesteuert. Ihre Schwester, die Kollegin Erika Brüntgens hat uns bei der Neuauflage ebenfalls tatkräftig unterstützt. Sie besitzt eines der wenigen vorhandenen Exemplare der 2. Auflage der Dokumentation, welches sie uns zur Vervielfältigung überlassen hat. Neben der Dokumentation haben wir auch die „Karte“ beigefügt: "Widerstand und Verfolgung in Duisburg - Eine politsche Stadtrundfahrt", die vom vom Jugendamt der Stadt Duisburg, der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, dem DGB Duisburg, dem Duisburger Jugendring und dem progressiven Eltern- und Erzieherverband mit Unterstützung des Duisburger Stadtarchivs herausgegeben wurde, neu drucken lassen. So wird in jedem Exemplar der Neuauflage der Dokumentation auch wieder diese Karte zu finden sein.

Neuauflage der Dokumentation: Bekanntmachung und Bewerbung.

Die dritte Auflage Dokumentation wird mit 750 Exemplaren incl. „Stadtplan“ gedruckt. Die Idee ist, sie nicht nach dem „Gießkannenprinzip“ an Funktionäre oder weitere Interessierte zu verteilen, sondern hierzu eine Online-Veranstaltung anzubieten.

Zu dieser geplanten Veranstaltung erarbeiten wir aktuell ein Konzept.

Hier können dann auch weitere wichtige Aspekte des Widerstandes, einige Beispiele sind hier genannt, sowie der Erinnerungskultur in Duisburg Erwähnung finden. Hierzu gehört auch die Erinnerung an die vielen Gedenkorte in Duisburg, wie zum Beispiel das am Rathaus zum 50. Jahrestag geschaffene Denkmal der Künstlerin Hede Bühl. Die Skulptur wurde 1983 vom DGB Bundesvorstand als „Bundesmahnmal“ des DGB anlässlich des 50. Jahrestages der Zerschlagung der Gewerkschaften gestiftet.

Das Mahnmal wurde am 02. Mai 1984 mit einer Feierstunde im Duisburger Rathaus enthüllt. Weitere Gedenkorte finden sich in der „Karte“ Widerstand und Verfolgung. Der 2.Mai 2023 hat, 90 Jahre nach dem Morden der Nazi-Schergen gegen die Gewerkschaften in Deutschland eine besondere Bedeutung. Vor dem Hintergrund der voranschreitenden Zeit, es leben nicht mehr viele Zeitzeugen, und einer sich stark verändernden Gesellschaft, in der Ausgrenzung, Respektlosigkeit, Ausländerfeindlichkeit und Judenhass wieder auf dem Vormarsch sind ist es unsere Aufgabe stärker denn je unsere Demokratie und unserer Freiheit aktiv zu beschützen.

Unsere mutigen Frauen und Männer, die unter den Nazis gelitten und sich gewehrt haben müssen uns dabei Vorbild sein und bleiben.

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