14/06/2023

Stahlhammer in Duisburg: 12.000 Stahl-Beschäftigte machen Druck auf die Politik

Riesenbeteiligung bei Aktionstag – 12.000 demonstrieren für grünen Stahl – Tekin Nasikkol holt den Stahlhammer raus – Habeck sagt Milliarden zu – IG Metall: Einsatz hat sich gelohnt, danke an alle!

Ein Meer von Menschen, grüne Westen und rote Mützen so weit das Auge reicht: Voll war es am gestrigen Mittwoch auf dem Gelände von der Thyssenkrupp-Hauptverwaltung, so voll wie schon lange nicht mehr. 12.000 Stahlarbeiterinnen und -arbeiter von Thyssenkrupp Steel Europe beteiligten sich an dem Aktionstag der IG Metall, Kolleginnen und Kollegen sämtlicher Standorte sowie der Stahlunternehmen ArcelorMittal, Bao-Steel, Hüttenwerke-Krupp-Mannesmann, Salzgittermannesmannforschung und zahlreiche Delegationen aus dem ganzen Bundesgebiet waren vertreten. Sie zeigten Flagge, zeigten Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, was sie von ihm erwarten: dass er liefert. „Stahl hat Zukunft“, skandierten sie.

Der Minister, der derzeit öffentlich schwer in der Kritik steht, hatte sich in die Höhle des Löwen gewagt und war auch mit Buhrufen empfangen worden. Die 12.000 hörten ihm anschließend genau zu – und vernahmen eine klare Zusage: Die versprochenen zwei Milliarden Euro an Hilfen für den Bau einer Direktreduktionsanlage werden fließen, Brüssel habe die Genehmigung erteilt. Den unterschriebenen Förderbescheid hatte Habeck zwar nicht mitgebracht; aber seine Aussagen waren unmissverständlich: „Ich werde alles dafür tun, damit die Stahlproduktion an allen Standorten erhalten bleibt“, sagte Habeck. Die Formalien, so der Minister, werde man im Sommer erledigt bekommen. „Ich rede zu Euch“, sagte Habeck, „aber im Herzen stehe ich bei Euch.“

Gesamtbetriebsratsvorsitzender Tekin Nasikkol hatte dem Minister zuvor klare Botschaften vermittelt – und symbolisch den Stahlhammer herausgeholt. „Wir sind die wahren Klimaaktivisten“, sagte Tekin unter lautem Jubel und Beifall der 12.000 und machte deutlich, wie ungeduldig die Belegschaft mittlerweile ist. „Wir warten immer noch auf den Förderbescheid“, sagte er. „Wir brauchen kein Ministerium für Komplikation, wir brauchen ein Ministerium für Transformation.“ Die Beschäftigten wollen „endlich grünen Stahl produzieren“, sagte auch Jürgen Kerner, Hauptkassierer der IG Metall und Mitglied im Aufsichtsrat der Konzernmutter Thyssenkrupp.

Habeck war nicht der einzige Polit-Promi in Duisburg. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst, dessen Regierung 700 Millionen Euro an Investitionshilfe bereist bewilligt hat, erklärte, wie wichtig diese Förderung für Duisburg und für Nordrhein-Westfalen sei, „damit die Zukunft hier entsteht und nicht woanders“. Wüsts grüne Koalitionspartnerin und NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur dankte den Stahlarbeiterinnen und -arbeiter „für die größte Klimademonstration“, die es in Duisburg je gegeben habe.

Die IG Metall wertet die Veranstaltung als vollen Erfolg. „Wir haben zwar immer noch keinen Förderbescheid“, sagt Heiko Reese, Leiter des IG Metall-Stahlbüros, „aber wir haben klare Aussagen, die im Übrigen über den Tag hinaus reichen und in die Zukunft weisen.“ Karsten Kaus, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Duisburg-Dinslaken, sagte: „Ich bin begeistert von der riesigen Beteiligung. Wir haben gezeigt, dass wir eine Macht sind. Mein großer Dank gilt allen, die sich heute hier nach Duisburg aufgemacht haben.“ Zugleich machte die IG Metall deutlich, dass sie die Politiker beim Wort nehmen wird – weitere Aktionen sind keinesfalls ausgeschlossen. „Im Zweifel“, sagte IG Metall-Bezirksleiter Knut Giesler und hielten demonstrativ einen Stift in die Höhe, „werden wir einen solchen Stift nach Brüssel bringen, damit die unterschreiben.“

Hier geht es zur Bilderstrecke vom Stahlaktionstag:

Fotos von Benrd Röttgers: https://www.flickr.com/photos/90715373@N05/albums/72177720309066823

 

Herzliches Dankeschön!

Gilt es an alle Helferinnen und Helfer auszusprechen, an die Kolleginnen und Kollegen aus nah und fern, die sich an dem Aufruf angeschlossen haben und heute ein eindrucksvolles abgegeben haben!

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